Um es vorwegzunehmen, ich mag diesen Film. Er strotzt zwar geradezu vor optischen und inhaltlichen Unzulänglichkeiten, zeichnet aber dennoch ein zumindest im Ansatz an den realmilitärischen Umgangsformen ausgerichtetes, wenngleich auch primär deutlich auf Unterhaltung bedachtes Bild der Zustände in der „sozialistischen Volksarmee“. Der raue Alltag wird lediglich angekratzt, bleibt Außenstehenden somit zumeist gänzlich verschlossen und könnte den fatalen Gedanken aufkommen lassen, dass die NVA ein Erholungscamp mit Spaßfaktor war.Ich gebe gern zu, dass es „DDR-Reservisten“ rückblendend ungleich ersprießlicher gelingen dürfte, mit diesem Film in die oft verhassten Tage ihres Wehrdienstdaseins einzutauchen, als dies der heutigen Generation in 90 entspannten Minuten jemals gelingen kann.Grandios umgesetzt fand ich:- die schauspielerische Besetzung sowie eine durchweg brillante Verkörperung der Charaktere, wenngleich auch z.B. Leutnant Laucke oder „Spieß“ Futterknecht deutlich(!) zu alt sind- die nachempfundene, in der Tat oft völlig konfuse Wortwahl der Vorgesetzten („…da müssen Sie noch mehr an sich merken!“) oder die im Befehlstongeschrei untergehende eigentliche Information („Stahlhelm ab!“) (Bei uns hieß es: „Steigen Sie mal aus und sehen Sie sich an, wie Sie hinterm Lenkrad sitzen!“ Aus dem „Stillgestanden!“ wurde meist nur ein „Stiii…stann!“)- den zelebrierten Politunterricht. In der Realität präsentierte er sich aber zumeist ermüdend und mit dürftigen politischen Standardparolen bestückt, stand im Rang aber über einem Feldlager bei klirrendem Frost!- die Darstellung der EK-Bewegung (Musikbox, Schildkröte, Maßband, usw.)- Betten, Hocker, Spinte, Waschbecken, Uniformteile – das waren Originale!- die Munitionsausgabe (Handgranatenwurf)…köstlich!- „geordnetes“ Ausrücken der Technik im Alarmfall. Ich kann mich gut an ramponierte Tore, Mauern und dutzende fahruntüchtige Blechhaufen erinnern.- den von einem Kettenfahrzeug überrollten Pkw. „Den Fahrer trifft keine Schuld! Was soll er da machen?“- die „Abkommandierung“ ins Militärgefängnis SchwedtABER: Die Erziehung fand auch täglich in den Kasernen statt! Man musste sich gnadenlos unterordnen und arrangieren, um nicht Spießruten zu laufen! Für viele junge Männer bedeutete der Grundwehrdienst (18 Monate) eine extrem entbehrungsreiche Zeit mit langen Dienstplänen, Schikanen, kaum Ausgang und wenig Urlaub! Das sollte nie vergessen werden!einige inhaltliche Fehler:- Hauptmann Stummel in „Knobelbechern“ (bei Meldung an Oberst Kalt)? Offiziere besaßen enger anliegende Stiefel aus weichem Leder!- Krügers Glatze wäre als Provokation aufgefasst worden, war also unstatthaft!- Appellplatz in diesem Zustand undenkbar; der war stets lupenrein gefegt!- Spindordnung war strikt vorgeschrieben und trug fast durchweg Vorzeigecharakter, z.B. lag oben links die Unterwäsche, fein säuberlich mit Pappe oder Zeitung auf Form getrimmt – kein Platz also für Bücher!- Alarmfall: Auf den Spinden liegt noch Sturmgepäck – das hätte Ärger gegeben. Außerdem wurden Betten mit Schwarzdecke überzogen, Spindtüren verschlossen und Lichter gelöscht.- Bei der Vereidigung sprechen neben den Soldaten auch Unteroffiziere und Offiziere die Eidesformel mit! Mumpitz - sie sind bereits vereidigt!- Weihnachtsfeier: Ungewollte Ansprache des „Politniks“ – ja, so etwas gab es, nicht nur bei der Gelegenheit. Dem fragestellenden „Sprutz“ allerdings wäre hernach die „geballte Aufmerksamkeit“ aller Gelangweilten absolut sicher gewesen!Alkohol: Auch den gab es. Aber doch nicht offen auf dem Flur und im Beisein von Vorgesetzten, selbst an Feiertagen nicht!- UE (unerlaubtes Entfernen) von Soldaten war schon recht ungewöhnlich und selten, doch ein durchtrennter Maschendrahtzaun…? Undenkbar! Der arglose Posten nebenan hätte sich zudem vor Bestrafungen nicht retten können!Im Postenbereich festgenagelte (Unter-)Offiziere durfte ich selbst erleben. Die hübsche Maid auf dem Wachturm ist aber der Märchenwelt entsprungen – schade eigentlich!Resümee: Eine spaßbetonte, in vielen kleinen Ansätzen durchaus gelungene, die Härten des Armeealltages allerdings ausklammernde und somit insgesamt realitätsferne Reise in die Zeit kratzender Uniformen.Dennoch ist hier jeder gut aufgehoben, der keinen Anspruch auf dokumentarische Tiefenwirkung legt und sich abseits jedweder Nüchternheit mit dem Kapitel NVA in einer lockeren „Grundausbildung“ vertraut machen möchte.Wegtreten!